Tipp #006 – 🐴🔑💞 So lädst Du den Vertrauens-Akku Deines Pferdes: Vom Dialog zum Tanz

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Was hast Du im Laufe Deiner Reiterei darüber gelernt, wie man ein Pferd ausbildet? Hast Du schon einmal eins ausgebildet oder sogar schon viele?

 

Vielleicht sitzt Du wie ich schon seit über 3 Jahrzehnten im Sattel.

Klar, die Länge der Zeit, die wir reiten, sagt rein gar nichts über unser Können aus. Die Fähigkeit, uns in unser – oder auch jedes andere – Pferd einzufühlen, sein Vertrauen in uns zu gewinnen und es nachhaltig zu sichern, schon.

 

Ein passendes Bild dafür ist, wie ich finde, ein Akku. Was meinst Du?

 

Stell Dir vor, das Vertrauen unseres Pferdes in uns ist wie ein Akku.

Begegnen wir ihm zum ersten Mal, schenkt es uns einen Vertrauensvorschuss. Sagen wir, sein Vertrauens-Akku ist in diesem Moment halb voll. Es ist an uns interessiert, aber doch auch skeptisch. Je nach Pferdetyp mehr das eine als das andere...

 

  • Mit allem, was wir von da an tun, laden wir diesen Vertrauens-Akku entweder auf oder wir entladen ihn.
  • Wie wir auftreten, wie achtsam, klar, respektvoll und begeisternd wir als Führungspersönlichkeit sind, füllt den Akku oder es leert ihn.
  • Ob und wie wir Druck einsetzen, mit welcher Energie wir unserem Pferd begegnen, ob wir seine Bedürfnisse erfüllen, all das sorgt dafür, dass der Akku leer läuft oder stets prall gefüllt ist.

 

Manchmal findet es binnen Sekunden statt.

Meistens aber geht das Entladen deutlich schneller als das Aufladen. Das liegt in der Natur unseres Pferdes. Skepsis ist seine Überlebensstrategie.

Wenn Du mich kennst, hast Du diesen Leitspruch sicher schon gehört:

"Wir können so ziemlich alles falsch machen bei unserem Pferd, aber niemals dürfen wir uns Fehler in der Beziehung erlauben."

 

Folgen wir dieser Marschroute, können wir der Mentor sein, den unser Pferd sich wünscht – und laden den Vertrauens-Akku ganz automatisch auf.

 

 


Ich hab mich schon immer bemüht, dieser Mentor für meine Pferde zu sein.

Was bedeutet das aus Deiner Sicht?

 

Für mich bedeutet es neben diesen 4 Eigenschaften vor allem, dass Reiten nicht erst im Sattel beginnt, sondern schon mit der ersten Begegnung. Sogar noch früher!

Reiten beginnt in meinem Kopf.

Und genauso beginnt Reiten im Kopf meines Pferdes.

Wenn ich mit inneren Bildern reiten will (Du weißt, ich habe ein Buch (Reiten mit inneren Bildern – Lektionen verbessern mit mentaler Stärke) darüber geschrieben, aber leider war so wenig Raum vorgegeben, dass ich die Gedankenbilder im Kopf unserer Pferde nur kurz anreißen konnte...), muss ich auch meinem Pferd innere Bilder von seinen Tanzschritten vermitteln und ihm diese Lernerleichterung für geschmeidige Bewegungen zugestehen.

 

Und das geht auf Augenhöhe so viel leichter. Denn allein dadurch, dass wir uns üblicherweise in der Reiterei schnellstmöglich in den Sattel schwingen, also in die "Raubtierposition" auf den Rücken unseres Fluchttiers Pferd, und es vom Sattel aus schulen wollen (übrigens lautet die FN-Vorgabe dazu: "Ausbildungsgangart ist der Trab."), dann setzen wir es unter Stress.

Das traurige Ergebnis, das wir in so vielen Reitbahnen und auf hochkarätigen Turnieren sehen: mechanisierte Pferde mit resignierten, traurigen Augen. Und das beschränkt sich nicht allein auf die Dressurreiterei...

Ich nenne sie Sklavenpferde.

 

Klar lernt unser Pferd auch auf diese Weise, wie es sich unter dem Sattel "zu bewegen hat" und was die "Reitersprache" im Einzelnen bedeutet.

Aber es lernt eben nicht, nachzudenken, in einen echten Dialog mit uns zu treten, seine Antwort bewusst zu wählen und sich selbstwirksam einzubringen.

 

Lass das bitte mal einsinken:

Es heißt "Reiter"sprache, nicht "Pferde"sprache.

 

Aus gutem Grund:

Vieles, was wir im Sattel tun, ist für unser Pferd schlicht gegenintuitiv.

Denk nur mal an den treibenden Schenkel. Was soll er für unser Pferd bedeuten? Wir haben die Bedeutung definiert, nicht unser Pferd. In der Natur lernt es sogar das genaue Gegenteil: statt dem Druck zu weichen, drückt es gegen den Schenkel.

 

Lass uns uns in unsere Pferde einfühlen, mit einem kleinen Gedankenspiel...

 

 

... Stell Dir bitte kurz vor,

Du würdest Deinen ersten Rock'n'Roll-Kurs belegen. Du weißt nicht, was auf Dich zukommt, weißt noch nicht, wie Du das genau machen wirst.

Und dann bekommst Du Deinen Tanzpartner zugeteilt.

Du bist Dir nicht sicher, ob Du ihm vertrauen kannst. Was, wenn er Dich hoch in die Luft wirft, wie Du das von Rock'n'Rollern gesehen hast, und Dich nicht wieder rechtzeitig auffängt? Oder Dich unangenehm anfasst? Vielleicht riecht er noch nach dem Brathähnchen, das er grad gegessen hat und Du bist vegan (okay, das ist ein anderes Thema, aber für unser Pferd nicht allzu weit hergeholt und kann ihm durchaus Angst bereiten...)

 

Klar, wenn Du Glück hast, erwischt Du einen Tanzpartner, der Dich kompetent führt.

Und doch stokelst Du, weil Du nicht weißt, wie genau Du Deine Füße setzen sollst. Denn er macht Tempo: go, go, go! Immer hübsch vorwärts! Ein Armschwenk hier, ein Händedruck da und schon fliegst Du dahin...

Aber irgendwie bist Du ihm gefühlt ausgeliefert, versuchst, Dich rauszuwinden. Drückst mal hier gegen den Armschwenk, hält da zu lange seine Hand fest. Doch ohne Glück, Du entkommst seinem Tanz nicht.

Nun, mit der Zeit wirst Du lernen, dieses Gefühl zu ignorieren und einen ganz passablen Tanz tanzen... Ist halt so, das ist Dein Leben als Rock'n'Roll-Tänzer. Du kannst Dich damit abfinden und ja, manchmal kannst Du auch alle Energie die Du hast, da rein legen und alle denken, dass es Dir gefällt. Nur Du weißt tief in Deinem Inneren, was die Wahrheit ist.

 

Was aber, wenn Du einen nicht so fähigen Tanzpartner bekommst?

Vielleicht weiß er selbst nicht so recht, wie er seine Schritte setzen soll? Und so schubst er Dich mal hierhin und mal dorthin, tritt Dir auf die Füße – oder Du ihm. Ihr stokelt beide holprig über das Parkett...

Oder er ist so wischiwaschi und lässt Dich immer wieder im Regen stehen. Nun stehst Du auf der Tanzfläche wie bestellt und nicht abgeholt... Dann schimpft er mit Dir, weil Du gehen willst, die Zeit nutzt, um rasch auf Deinem Handy was nachzuschauen oder zu den anderen Tänzern am Rand hinschielst.

In beiden Fällen bist Du einfach froh, wenn die Zeit in diesem Tanzkurs um ist, oder wie siehst Du das?

 

 

Was aber, wenn Du einen echten Traumpartner hättest?

Einen Tanzpartner, der Dich – noch bevor er Dich auf's Parkett bittet – anschaut und Dich fragt:

"Hey, wie fühlst Du Dich? Was denkst Du gerade? Was brauchst Du von mir? Was magst Du gern, was eher nicht?

Glaub mir, ich hab auch mal Tanzschritte gelernt, Du kannst das, so schwer ist es gar nicht, Du wirst sehen, es macht Spaß."

 

Dieser Tanzpartner führt Dich nicht nur kompetent, sondern er macht aus dem Tanz einen Dialog, etwa so:

"Erstmal: Ich finde Dich großartig, wie Du bist!

Du kannst Dich bei mir sicher und geborgen fühlen, denn ich kenn die Schritte und wir gehen in Deinem Tempo.

Ich baue Dir einen geschützten Rahmen und bitte Dich, dass wir uns innerhalb dieses Rahmens bewegen.

Darin lade ich Dich ein, mit mir zu tanzen, ganz zwanglos und doch mit der Endversion vor Augen.

Lass uns ein Spiel spielen: Ich zeig Dir mal ein paar Schritt. Probier mal so – ja, klasse!

Und hey, hast Du vielleicht einen eigenen Vorschlag dazu? Lass doch mal sehen!

Super Idee, magst Du nochmal? Dann mach ich mit!"

 

 

Glaubst Du, dass Du in diesem Setting als Tänzer voller Spaß und Freude lernen würdest, den schönsten Rock'n'Roll zu tanzen?

Dass Du motiviert wärst, neue Tanzschritte einzustudieren und Deinen Körper flexibel zu halten?

Dass Du Dich vertrauensvoll in die Führung Deines Tanzpartner begeben und sogar voller Stolz darin erblühen würdest?

 


Wenn Du diese kleine Tanzpartner-Metapher mit unserer üblichen Art, Pferde auszubilden und zu trainieren, vergleichst:

Wie soll Dein Pferd sich fühlen, wenn Du es ausbildest und trainierst?
– Und glaub mir, sein Alter spielt dabei keine Rolle, sein aktuelles Können nicht, seine Rasse nicht und auch seine körperliche Konstitution nicht.

Eine Rolle spielt nur, wie innig Du Eure Beziehung gestaltest, wie gut Du es schaffst, einen echten, achtsamen Dialog mit ihm aufzubauen, ohne es dabei zu dominieren, zu mechanisieren oder zu dressieren.

Ein Dialog also, der keine Einbahnstraße ist, sondern der in beide Richtungen funktioniert: nicht nur "Reiter –> Pferd", sondern auch "Pferd –> Reiter"

Ein Dialog, der Dein Pferd inspiriert gemeinsam mit Dir zu tanzen.

 

Meiner bescheidenen Meinung nach gibt es diesen Weg, der unser Pferd als Partner mit einbezieht, wenn wir es ausbilden und trainieren.

Den Weg, auf dem wir 

  • zuerst spielerisch den Vertrauens-Akku prall füllen und ihn immer gefüllt halten,
  • dann unserem Pferd seine Tanzschritte ebenso spielerisch erklären, sodass es sie tief versteht und in unserem Dialog seine Antworten (nicht: mechanisierte Reaktionen!) bewusst auswählt,
  • dann die Grobform im Laufe der Zeit zur Feinform reifen lassen,
  • sodass wir gemeinsam mit unserem Pferd unseren Tanz in lässiger Leichtigkeit verinnerlichen.

 

Das Ergebnis ist ein motivierter Mitdenker, dessen Augen voller Stolz blitzen und der sich immer auf Dich freut.

So ein Pferd nenne ich PartnerPferd.

 

Und diesen Weg nenne ich die Einssein Evolution®:

 

Mehr dazu in den nächsten Posts hier im Blog.

Bis dahin: Bleib gesund und genieße jeden Ritt, reite smart, mit Herz und Köpfchen, sei eins mit Deinem Pferd – schon heute!

 

Leichtfüßige Grüße,
Deine Tuuli

 

PS: Gestern hatte Sir Q eine neue Tanzidee für mich, unsere Hallencam hat zugeschaut (also bitte keine Hollywood-Qualität erwarten), wenn Du magst schau doch mal ins Video oben rein!

 

 

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